
Grundlagen: BiPRO-Normierung und Umsetzung
Wichtigstes Mittel zur Optimierung von B2B-Prozessen im Vertrieb von Versicherungsprodukten über externe Partner ist die Normierung von Datenschnittstellen und -inhalten. Diese Normen werden im Brancheninstitut für Prozessoptimierung BiPRO e.V. bedarfsorientiert in Form von Projekten entwickelt. In diesen Projekten erarbeiten die teilnehmenden BiPRO-Mitglieder anhand ihrer konkreten Bedarfe selbst die Normen; Gremienmitglieder des Vereins und Angestellte der Geschäftsstelle unterstützen diese Projekte.

Überblick der Organsisation des BiPRO (Stand 2020, Quelle und Copyright: www.BiPRO.net)
Die als Projektergebnisse entstehenden Normen müssen dann noch ihre Praxistauglichkeit beweisen. Dies erfolgt normalerweise dadurch, dass Vereinsmitglieder pilothafte Implementierungen erstellen und diese gegenseitig nutzen. Erfahrungen aus diesem Pilotbetrieb können dann ggfs. wieder in die (Weiter-)Entwicklung der Norm eingehen. Ist die Praxistauglichkeit bewiesen, so werden die neuen Normen allen Marktteilnehmern zur Verfügung gestellt.
Fachliche BiPRO-Normen beschreiben Prozesse, die durch die Kombination (Orchestrierung) verschiedener Web-Service-Operationen gebildet werden. Alle diese Web-Service-Operationen verwenden in ihren Nachrichten ein gemeinsames, weitgehend kontextfreies Datenmodell. Das bedeutet konkret, dass z.B. so unterschiedliche Operationen wie die Anforderung einer evB-Nummer, die Übertragung von Vertragsinformationen an einen Makler zu Auskunftszwecken, eine Preisberechnung oder auch ein Vertragsänderungsprozess im Kern das gleiche Datenmodell verwenden, wobei natürlich der Befüllungsgrad stark unterschiedlich ist, weil für diese Operationen eben unterschiedliche Details benötigt werden.

Überblick über die BiPRO-Normen und Services (Stand 2020, Quelle und Copyright: www.BiPRO.net)
Bei der konkreten Realisierung eines BiPRO-konformen Web-Service wird man i.d.R. zunächst einmal aus der Menge der möglichen Teilprozesse und Geschäftsvorgänge diejenigen auswählen, die unterstützt werden sollen. BiPRO erlaubt hier ein sehr modulares Vorgehen, so dass nicht immer der vollständige Umfang einer Norm implementiert werden muss – man kann sich z.B. auf diejenigen Prozesse beschränken, bei denen am Markt eine große Nachfrage besteht. Die benötigten Operationen können dann in Form eines oder mehrerer SOAP-Endpoints implementiert werden.
Anschließend wird man eine Abbildung der eigenen Produktwelt (im Beispiel der Preisberechnung also die tarifierungsrelevanten Merkmale) in das BiPRO-Datenmodell vornehmen. Dabei ist es auch möglich, mithilfe definierter Erweiterungsmechanismen auch individuelle Merkmale vorzusehen, die in der eigentlichen Norm noch nicht enthalten waren. Diese Abbildung der Datenmodelle ist ein wesentlicher Bestandteil bei der Realisierung von BiPRO-Services und erfordert sowohl ein tiefgreifendes Verständnis der BiPRO-Modelle als auch detailliertes Wissen um die eigene Fachlichkeit - i.d.R. werden hier die entsprechenden Fachbereiche einzubinden sein.
Die Implementierung der eigentlichen Funktionalität ist dann sehr individuell, BiPRO macht hier keine Vorgaben. Einfache Funktionalitäten wird man möglichweise direkt innerhalb der Web-Service-Schicht implementieren; oftmals wird man aber Business-Logic zentral in den zuständigen Systemen (z.B. Rechenkernen) halten und aus der Web-Service-Schicht lediglich an diese Systeme delegieren.
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BiPRO-Standards - von der strategischen Einsicht zur technischen Umsetzung: